Wie geht es mir heute damit?

“Wenn meine off the record Information morgen in der Zeitung steht. Wie würde es mir damit gehen?” lautet die Checkfrage im Artikel „off the record ist heilig„.
Nun… – wie es Herrn Geisler nach Veröffentlichung seines Raunzers „widerwärtiges Luder“ geht, können wir uns vorstellen, wollen wir aber lieber nicht.

Ein Musterbeispiel für Authentizität wie man sie nicht darstellen soll, weil nicht alle Gedanken massen- und kameratauglich sind. Und Josef Geisler hat laut gedacht, was natürlich „off the record“ bleiben sollte.
„Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten?“ heisst es in einem alten Lied. Oder „die wahren Abenteuer sind im Kopf“ in einem neueren. Und genau da gehören (ungefilterte) Gedanken hin. Hinaus gehören nur die Botschaften, die man rüberbringen möchte (und an die man idealerweise auch glaubt).

Authentisch sein!“ als allgegenwärtige Zauberformel und das damit Einhergehende „Sei ganz Du selbst!“ – Lieber nicht (so)!
Ein Rüpel, der auftritt „wie er ist“, ist ein Rüpel. Ein Macho, der spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, ist  ein Macho. So weit, so klar. So weit, so nicht gewollt.

Geföhnt oder „come undone“?

Als Medientrainer höre ich meine Klienten immer wieder sagen “ ich will nicht rüberkommen wie ein Politiker„, was eigentlich schon alles sagt.
Dass geföhnte Stehsätze uncool sind vielleicht. Dass es nervt, wenn auf eine Frage mit einer völlig unpassenden Antwort reagiert wird. Dass es noch mehr nervt, wenn der Zuseher nach mehrfach wiederholten Frage des Reporters, die selbe einstudierte und gecoachte Antwort immer wieder um die Ohren geschmettert bekommt.

Was also tun? Reden wie einem der Schnabel gewachsen ist also nicht. Einstudierte Stehsätze… auch nicht.

Man bereite sich vor! Von der Verantwortung, sich vorzubereiten.

Wie es die Verantwortung des Reporters ist, sich auf das Interview vorzubereiten, liegt es in der Verantwortung des Interviepartners, sich ebenfalls vorzubereiten.

  • Was möchte ich sagen?
  • Was ist meine Message, was ist meine Kernbotschaft?
  • Welche (berechtigten) Fragen können gestellt werden?
  • Wo sind Grauzonen und „blinde Flecken“?
  • Wo könnte es unangenehm werden und wie begegne ich dieser Situation?

Bei konsequenter Vorbereitung und gutem Coaching gelingt es jedenfalls, 95% der möglichen Fragen zu antizipieren. Für den Rest gibt es Regeln und Exit-Strategien (siehe „Das perfekte Interview: was Medientraining bieten muss„).

Die Conclusio

Authentizität und Wirkung dürfen niemals ein Zufallsprodukt sein. Vielmehr geht es um Bewusstseinsmachung und Entscheidung. So heißt es im Beitrag „Authentizität, was ist das?„: „Authentisch wirken heißt, dass das Dargestellte mit dem Empfundenen in Einklang empfunden wird“. Machen Sie sich also bewusst, welche Rolle für die jeweilige Situation authentisch ist, entscheiden Sie sich dafür und wirken damit authentisch.
Übungen dazu finden Sie unter „Authentisch wirken – die Übungen„.

 

 

 

Zum Thema:

Authentizität – Was ist das? | Gestik: zu viel oder zu wenig? – be natural! | Authentisch sein – Fluch oder Segen? |

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