Häupl: „Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich am Dienstag zu Mittag fertig. Dann kann ich heimgehen.“

Sie haben es sicher mitbekommen: Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) äußerte sich jüngst recht provokant zu den Lehrerarbeitszeiten, als ein Journalist im Rahmen eines Partei-Jubiläums von ihm wissen wollte, wie Schülerfreiheit, verkürzte Arbeitszeiten und fünf Wochen Mindesturlaub (alles explizit genannte Highlights der SPÖ) mit der Überlegung, die Dienstzeit für Lehrer in den Klassenzimmern zu erhöhen, zusammenpasse. Häupl meinte darauf scheinbar wenig beeindruckt: „Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich am Dienstag zu Mittag fertig. Dann kann ich heimgehen.“ Er bietet damit einmal mehr ein Paradebeispiel dafür, dass es nicht reicht, authentisch zu sein, um charismatisch und gut rüberzukommen, und beweist außerdem die aussagenlogische Formel „Alle Charismatiker sind authentisch. Aber nicht alle Authentischen sind charismatisch“. Den Artikel inkl. Video finden Sie hier.

Längst hat der Wiener Bürgermeister durch seine wiederholte Flapsigkeit und sein wenig attraktives Äußeres die Möglichkeit einer positiven Ausstrahlung verspielt. Und seine aktuelle Aussage, mit der er wieder mal den Vogel abgeschossen hat, ist vor allem eines: ein billiger und ziemlich provokanter Gag, der damit spielt, die betreffende Zielgruppe zu vergraulen, um auf polemische Art und Weise die „Gegner“ ins eigene Boot zu holen.

Die Authentizitätslüge kurz vorgestellt

Dabei war er durchaus das, was man „authentisch“ nennt. Und ja, alles sollte heutzutage am besten authentisch sein – Menschen, Unternehmen, Autos, Häuser, Nahrungsmittel. Offenbar ist unsere Sehnsucht nach dem Echten enorm. Das ist ja grundsätzlich auch gut so! Aber wie schon oft in der Menschheitsgeschichte entbehrt das Extrem dieser Entwicklung ein wenig des Sinnvollen, gerade wenn wir uns öffentliche Auftritte ansehen, denn für schlechte Redner und ebensolche Trainer ist die neue Lust aufs Authentische ein wenig zu praktisch und bequem, wenn es keine Tools und kein Erlernen mehr braucht, man auf nichts achten muss, lediglich darauf, man selbst zu sein – das sollte genügen, um sympathisch zu wirken, heißt es.

Doch was bedeutet das de facto? Dialekt auf Teufel komm‘ raus, weil man ja „echt“ sein darf und soll, gänzlich unvorbereitete Reden, unpassende Kleidung (Auftritt und Wirkung), unsensible Antworten. Herr Häupl schien recht authentisch, als er mit seinem bekannten Grinser (sei er überheblich oder ein bloßer Verlegenheitsgrinser) am Ende seines Statements von einem Fuß auf den anderen trat. Aber war er gleichzeitig sympathisch oder gar charismatisch? Wohl eher nicht!

Wie ist Authentizität sinnvoll? In Kombination mit Charisma!

Wenn jemand bewusst, weil vor Publikum, spricht, dann muss die Entscheidung fallen, welche seiner Rollen für die jeweilige Situation authentisch ist und damit auch authentisch wirkt. Um obendrein aber auch charismatisch zu sein, muss man sich menschlich entwickelt und intensiv an sich gearbeitet haben, denn die Charisma-Authentizitäts-Formel besagt:

  1. Alle Charismatiker wirken authentisch.
  2. Nicht alle Authentischen wirken charismatisch.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Ein Langweiler, der sich ganz authentisch auf eine Bühne stellt, ist einfach nur ein Langeweiler auf einer Bühne. Ein billiger, verknitterter Anzug wird keine Wirkung von Anmut entstehen lassen – er ist nicht alles, aber ist ein Teil von Charisma. Und ein provozierender, nicht empathischer Michael Häupl ist einfach nur ein unsympathischer Politiker auf einer Bühne, wenn er ungefiltert von sich gibt, was er sich grad wenig wertschätzend denkt.

Ihm scheint bislang ein wichtiger Punkt entgangen zu sein: Wer charismatisch, beeindruckend, begeisternd wirken und aus der Masse an Politikern positiv herausstechen will, der muss sich menschlich entwickeln. Da drängt sich mir doch die Frage auf, welches Ziel Bürgermeister Häupl verfolgt. Wen will er erreichen, bewegen und begeistern, wenn er derart Abgeschmacktes bei einem öffentlichen Auftritt von sich gibt?

Damit Ihnen nicht auch so ein Kopfsprung ins Fettnäpfchen passiert, werfen Sie einen Blick in die Kategorien Redecoaching und Mediencoaching.

 

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