Akzeptieren Sie Ihr Lampenfieber – das ist der erste und wichtigste Schritt. Die guten Botschaften zum Lampenfieber: Es ist völlig normal. Es ist wichtig, um Sie zu Höchstleistungen zu bringen. Sie können damit umgehen lernen. Und übrigens: Ein sogenannter mittlerer Erregungslevel ist perfekt. Wären wir unterspannt beim öffentlichen Auftritt, würden wir fad und spannungslos rüberkommen, im extremen Fall einschlafen. Darüber würden wir auszucken, rumrennen und kollabieren. Ehrlicherweise ist das Ziel also nicht: KEIN Lampenfieber. Sondern positiv genutztes Lampenfieber.

Warum tritt das Lampenfieber auf?

Wenn wir öffentlich auftreten, liegt plötzlich die ganze Aufmerksamkeit auf uns. Und das wiederum bedeutet einen enormen Fokus auf den eigenen Selbstwert. Im Interview kann man reagieren, ausweichen. Auf der Bühne produzieren wir eine bestimmte Anzahl von Minuten – und das macht die Sache verbindlich. Ich bewundere übrigens Musiker sehr: Bei ihnen ist wirklich JEDER falsche Ton hörbar. Wir Redner haben es da finde ich leichter (Übrigens sagen mir viele Musiker, dass sie beim Reden mehr leiden als beim Musizieren).

Der meines Erachtens wichtigste Schlüssel im Umgang mit Lampenfieber ist also der, dass Sie Ihren Auftritt und sich selbst akzeptieren. Denn je mehr Sie sich freuen, umso besser wird die Nervosität. Genau das ist ein „Nebeneffekt“ von core telling®. Auftrittsfreude, die Entwicklung zur kleinen „Rampensau“ geht untrennbar mit der Lust an der eigenen Geschichte einher.

Das geht im Körper und im Kopf ab

Wenn wir Stress erleben, kickt ein sehr altes Programm in unserem Körper rein. Wenn wir spazieren gehen und es liegt ein Stamm am Weg, der in der Dämmerung aussieht wie eine Schlange – dann reagiert ERST unser Körper, jagt den Puls hoch und lässt uns die Arme schützend hochreißen, wegspringen und grundsätzlich laufen oder kämpfen. Erst DANN setzt das Gehirn ein und sagt uns: „Nein, in unseren Gefilden liegen keine Pythons am Weg, beruhig dich.“ Genau so ist das beim öffentlichen Auftritt: Erst reagiert der Körper, dann erst kommt der Kopf.

In einer Angstreaktion setzt der Körper alles auf „Flüchten oder Kämpfen“. Adrenalin und Noradrenalin lassen ein wahres Feuerwerk an Reaktionen abgehen. Das bedeutet auszugsweise folgende Reaktionen mit dem Effekt beim Präsentieren: Der Puls steigt (Herzklopfen), die Blutungsneigung wird verringert (egal), die Muskelspannung steigt (bemerkbar als Zittern und eine Stimme, die höher wird – durch den Druck auf den Kehlkopf), die Körpertemperatur  wird erhöht (Schwitzen), das Hungergefühl und der Sexualtrieb auf Null gefahren (na ok), Speichelbildung verringert (trockener Mund), die Bronchien und die Pupillen werden erweitert (stört nicht wirklich). Und das logische Denken wird zurückgefahren…

Was wir gegen Lampenfieber tun können?

Wir können also einerseits im Kopf und andererseits körperlich ansetzen.

Beginnen wir mit dem Körper: Dem Körper das Gefühl geben, er hat sich bewegt, sprich er hat gekämpft bzw. ist geflüchtet. Dies tun Sie, indem Sie vor dem Auftritt einige Stockwerke hochgehen oder zumindest einmal flott um den Block. Und andererseits auf der Bühne, indem Sie Ihre Gestik zulassen und Bewegung. Das sollte aber kein „Herumtigern“ sein, sondern sinnvolle Wege, die Sie machen können (z.B. zu einem Flipchart oder einem Ort, an dem Sie etwas zeigen. Steve Jobs hat das sehr konsequent gemacht).

Was wir im Kopf tun können: Sehen Sie sich Ihre Glaubenssätze an. Das sind Programme, die unser Leben mächtig beeinflussen. Wenn Sie sich so etwas sagen wie „Ich muss perfekt sein“, „Ich darf keinen Fehler machen“, „Ich habe nur diese eine Chance“, „Ich kann das nicht“, „Ich werde mich blamieren“. Dann haben Sie garantiert keine Lust auf Ihren Auftritt. Versuchen Sie, einen anderen Glaubenssatz zu finden: „Es ist meine Chance“, „Toll, dass sich so viele Menschen für mein Thema und mich interessieren“, „Heute hören mir mal alle zu“, „Ich genieße es, Aufmerksamkeit zu bekommen“. Sie werden sehen, die Wirkung ist enorm.

Sie haben schon bemerkt, dass in diesen Sätzen sehr viel weiteres steckt, das ihre Freude auf den Auftritt erhöhen und damit die Angst verringern kann. Die positive Einstellung zum Publikum, der realistische Umgang mit der eigenen Erwartungshaltung, das Selbstvertrauen.

 

Zum Thema:

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