In meinem Buch „Charisma fällt nicht vom Himmel“ setze ich mich ausgiebig mit der Inszenierung von Dingen und Begebenheiten auseinander. Ich darf Sie heute ein klein wenig in diese Materie einführen, indem ich Sie über folgendes nachdenken lasse: Wofür bezahlen Sie in einer Bar, wenn Sie einen teuren Cocktail bestellen? Sie haben es sicher schon erraten: Sie blättern keine acht oder zwölf Euro für zwei Zentiliter Wodka und etwas Orangensaft mit gefrorenem Wasser hin, sondern für das Drumherum!

Ambiente ist uns Geld und Zeit wert!

Die Musik, das Licht, die Einrichtung, der sympathische Kellner – das sind die Dinge, für die wir bereit sind, verhältnismäßig viel Geld hinzulegen. Apropos: Kennen Sie zufällig eines der berühmten Disney-Resorts? Ich kann auf eine persönliche Erfahrung im Disneyland Paris zurückblicken und Ihnen anhand dieser wunderbar anschaulich schildern, was die richtige Inszenierung aus einer an und für sich simplen Sache macht: nämlich ein unvergleichliches Erlebnis, für das man bereit ist, tief in die Tasche zu greifen. Ein Ringelspiel oder eine Achterbahn im Disneyland ist von seiner Grundstruktur nichts anderes als jene, die wir aus dem Wiener Prater kennen. Also aus welchem Grund bezahlen Besucher dafür satte 695 Euro, um zu fünft mit diesen und ähnlichen Thrill Rides fahren zu dürfen? Nur aufgrund der Inszenierung, die daraus eine echte Attraktion macht! Abgesehen vom hohen Preis ist man dort sogar bereit, freiwillig (!) gefühlte unzählige Stunden anzustehen, um dann kurz mit der einen oder anderen Hochschaubahn fahren zu können.

Die richtige Inszenierung fesselt und verzaubert

Lassen Sie sich kurz von mir in diese Zauberwelt entführen, damit die eine oder andere Szene für sich sprechen kann: Wir tauchen also ein in einen unvergesslichen Abend, an dem Kinder wie Erwachsene mit offenem Mund über all das staunen, was sie hier für viel Geld geboten bekommen. Der „Tower of Terror“ ist tatsächlich ein Hammer: Man wird hier wild nach oben und unten gejagt. Schon vom Eingang weg wird die Geschichte des Gruselns erzählt, und zwar in jedem liebevollen Detail: Von den Rissen in der Wand über die Spinnweben bis zu den perfekt gespielten Zimmermädchen, die die Besucher in den Aufzug führen, und am Ende, wenn bereits klar ist, dass der Aufzug des Todes lauert, mit verheißungsvollem Blick sagen: „Haben Sie noch Fragen? Egal. Es ist ohnedies zu spät.“ Dann schließt sich die Tür und die vermeintliche Todesfahrt beginnt. Das ist Inszenierung! Würde sonst jemand eine Stunde lang dafür anstehen? Wohl kaum! Wir bezahlen also letztlich dafür, dass die Inszenierungen um die Attraktionen perfekt durchdacht und umgesetzt sind.

Wenn Kinderträume wahr werden: Triff Mickey Mouse höchstpersönlich!

Der Höhepunkt jedes Disneyland-Besuchs lautet: Treffen Sie Mickey Mouse! Sie werden wieder Schlange stehen, und zwar so richtig lange. Aber Sie werden nach und nach an die berühmteste Maus der Welt herangeführt, indem Sie durch ihr Zuhause flanieren dürfen! Freilich weiß das Erwachsenengehirn zunächst noch, dass das nicht wirklich Mickey, sondern ein kleinwüchsiger Schauspieler in einem Mäusekostüm ist, aber die Macht der Inszenierung ist einfach unwiderstehlich und so kommt es, wie es kommen muss: Wir wissen zwar, dass es nicht Mickey ist, aber wir sind dennoch unermesslich stolz, erfreut und völlig von der Rolle, weil wir ihm die Hand schütteln oder mit ihm für ein Erinnerungsfoto posieren dürfen.

Was hat das mit Ihrem öffentlichen Auftritt zu tun?

Wenn Sie demnächst eine Rede halten sollen oder regelmäßig in der Öffentlichkeit stehen, dann fragen Sie sich doch mal ganz unverblümt: Inszeniere ich meine Auftritte genauso liebevoll wie eine Bar ihre Cocktails? Warum sollte bei mir jemand im übertragenen Sinne an die zwölf Euro für einen Drink bezahlen? Knalle ich meinem Publikum einfach lieblos eine Botschaft hin oder inszeniere ich sie bewusst und liebevoll mit Beispielen und Anekdoten?

Um Missverständnisse zu vermeiden: Reine Inszenierungslokale ohne Inhalt können sich nicht halten! Aber Inhalt allein ist wesentlich schwieriger zu verkaufen. Die sich daraus ergebende Überlegung lautet also: Warum wollen wir immer Show, Inszenierung, Pomp – nur bei unseren öffentlichen Auftritten, beim Kommunizieren meinen wir, das sei nicht nötig?

Denken Sie doch mal in einer stillen Minute darüber nach – oder schnappen Sie sich gleich mein Buch, um tiefer in diese ohne Frage interessante Frage einzutauchen! Denn: Charisma fällt nicht vom Himmel, sondern will gelernt sein! Wenn Sie also mehr über das Thema Inszenierung wissen möchten und wie Sie mit CoreTelling ® andere von sich begeistern können, haben Sie gleich hier  die Möglichkeit, mein kürzlich im Goldegg Verlag erschienenes Buch zum Thema zu bestellen.

 

Zum Thema:

Charisma hat Ecken und Kanten | Authentisch sein – Fluch oder Segen? | Auftritt und Wirkung: wie Coaching hilft – und schadet (PDF eines Kurier Artikels mit Georg Wawschinek) | Kameratraining